HARD DAY & BOILED BRAIN

von Rudolf Müller

Neuronitis vestibularis links rechts links rechts links rechts
U-Bahn Traum, U4 Längenfeldgasse Vienna Calling
Nierenkolik, Gallenkolik, Hirnkolig, Hard Day, Boiled Brain

Frau im roten Ledermantel, Mann mit Trauerflor und Steirerhut
tiefer Finger – der Planet ist längst am/im Arsch
Übelkeit, Betablocker Unverträglichkeit, besinnungslos das Leben
Schwarzfahrer werden sofort erschossen, kein Pardon am Damenklo

Türen öffnen, Einstieg in Richtung Höllenschlund
Rechts ist Platz, ein Platz für Zwei
Herr im Trauerflor, die Frau ist nackt und drall unterm Lederkleid
Die U-Bahn als Erotikshop, gratis laut und unverhohlen
Wie Übelkeit nach Doxybene

Schwarze Träumer werden abgeschoben
Mann mit Trauerflor und Steirerhut und Ständer
Rhythmus laut und Ledermantel rot und grell
Nebenplätze werden frei, Rhythmus, Reibung, Rhythmus, Reibung
mehr Profit, die Erotik unsres kalten Lebens!

Margaretengürtel, Ausstieg rechts, die Türen schließen
Rhythmus U und 4 und Mantel öffnen, erster Lust-Schrei wie ein Storch
Neurologisch rechts und links, des Wahnsinns Zwischenschritt zur Einsamkeit
Lackgewichse Schuhe gelb und blau und Zebraschwarz

Pilgram Gasse, Ausstieg links und rechts riechts nach Toilettensaft
Auf und Ab und Auf und Ab, die rollenden Treppen quietschen
Der Arsch vibriert, die Ständer zucken,
der Regen peitscht im Takt unsrer Vergänglichkeit
Hirnnervenfetzen ungeprüft dem Schwindel unterworfen, schrill der Schrei, schriller Schrei!

Hin und Her und Hin und Her, Rumpeln wir dem Nichts entgegen
Wach und allseits orientiert, kein Neglect, nur Stöße, schnelle Atmung, Schreie
Freie Un-Beweglichkeit, die Hände reiben heiß
und auf und ab und auf und ab

Fahrgastmeute groß und klein, klatschen, spielen, Ringerei
Schulterheben beidseits kräftig, reiben, stoßen, fallen, werfen, Fenster klirren
Zungenküsse, Lippenlecken, Ohrgeschmauche, möglichst oft und kostenfrei
Tonus: unauffällig und versunken, einsam im Versinken

Kettenbrückengasse, Stoß um Stoß drängt jetzt die Menge, Türen schließen automatisch,
und klink und klack und klick und Klack
der Mob ist tot! der Mob ist tot! der Schrei der Reichen aus den Villen
geboren aus dem Kickelwesen nach der Brunft
Steirerhut im Rhythmus Ledermantel,
automatisch klink und klack und klick und Klack
und ein Kontrollor betritt die Bühne
Kraft nur proximal und sturzbetrunken
Rascher Zug, schneller Stoß, so gleiten wir dahin
Und klink und klack und klick und Klack

Kein Sinken, kein Pronieren, nur Stoßkraft aus dem Unterleib,
angefeuert von der Menge, geht die Fahrt dem Höllenschlund entgegen
Jetzt die Zehen, Fersengang, die Feinmotorik stoppt und kollabiert

Im Einbeinstand der Wilden Masse ertrinkt der Geist als hätte er niemals existiert
kein Sinken, Lösen, nur Schweiß und Tränen
Blut im Becken, dort staut der rote Saft
Großhirn brüllt an Kleinhirn, mein Hirn!, kein Hirn!, die leere Hülle
Übelkeit, im Einbeinstand
Nackt vollführt jetzt die gehetzte Meute, den Tumult mit Schlachtgesang

Der nächste Halt, voll Tapferkeit, heißt Karlsplatz, es ist soweit!
Welch wildes Chaos, morscher Ritt, ein Menschenknäuel,
und Fleisch und Haut und Knochen kalt,
Sie riechen förmlich nach Extase, ohne Leben ohne Gnade ohne Sinn
Hüllen sind das und der Schmerz, in eines fremden Gottes feuchtem Urinal

Endzeit NOW! Das Gericht der Welt hat zugeschlagen!
und klink und klack und klick und Klack

Frau im roten Ledermantel, Ständerträger Trachtenmantel,
die Türen bleiben jetzt verschlossen, Freiheit ist ein Hinterhalt
Gummipuppen mit Steirerhüten wippen taktlos fahl,
Kontrollor verteilt nun Dildos schamlos, die Irrsinns-Menge tobt
Die Notfallbremse wird gezogen
Zuerst das Krachen dann der Aufruhr
Schüsse Schmatzen Beifall Lachen Stechen Kotzen und Dacapo
Angeregte Aufgeregte Tote Leiber überall

Frau im roten Ledermantel, Oper, Loge, Salome
Netrebko Rhythmus Stöße und Gestöhne
Vorhang auf und Vorhang nieder
Vorhang auf und Vorhang nieder
Und klink und klack und klick und Klack

Dann der Applaus! Die Massen toben!

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