Ein Film, oder DER Film über/mit Peter Hassmann, mein Film, mein ganz persönlicher Blick auf diesen massiven Menschen! Ich habe mich immer bei solchen Arbeiten gefragt, oder besser gesagt, es war und ist mir ein besonderes Anliegen den Künstler und den Menschen in Einklang zu bringen. Geht das überhaupt?
Wenn man mit einem anderen Künstler zusammen arbeitet, ist Vorsicht geboten, da ist das Werk, dort der Mensch, manchmal passt das Eine mit dem Anderen nicht zusammen. Sehr oft sogar, und das ist schmerzlich. Der anerkannte große Star, der glühende Stern auf der einen Seite, und da gibt es oft auch noch die andere Seite, frei nach Alfred Kubin. Es sind Abgründe, die sich auftun können und in die man hineinsieht und nicht umsonst sagt Freud, dass es oft die Abgründe sind, die einem das eigene Ich als Fratze erkennen lassen.
Die eigenen Eitelkeiten, die kunstvollen Wendungen und Verirrungen, das Verräterische und die Gier nach dem Erfolg und sei es nur für einen Tag – wie David Bowie es in seinem Song Heroes so gut beschreibt. Das ist zutiefst menschlich, kann man sagen, eh klar, aber muss das wirklich oft so verletzend sein?
Ich kenne Peter erst relativ kurz, vor ungefähr zehn/zwölf Jahren sind wir uns persönlich begegnet, vorher war er ein Monolith für mich, der Fotograf von Valie Export, der Fotograf einer Ikone. Ich kannte die Schmerzgeschichten von Hermann Hendrich und Valie Export und mein Blick auf diese Künstlerin wurde irgendwie eigenartig eingetrübt. Was war sie für ein Mensch?
Für die Emanzipation der Frauen sehr wichtig, für meinen Blick auf die Wiener Avantgarde sehr wichtig, sehr erfolgreich und weltweit anerkannt. Was ich aber von Hermann mitbekommen habe, war weniger schön, eigentlich das genaue Gegenteil. Ich konnte es aber nicht wirklich nachvollziehen. Auch Peter erzählte mir dann ähnliche Verletzungsgeschichten, für mich - ein Blick auf die andere Seite.
Was hat das alles mit meinem Film zu tun?
2017 also der Anfang des Projekts, dazwischen wurden immer wieder Fragmente und Episoden mit Peter in seinem Atelier oder bei Ausstellungen gefilmt.
Peter erzählt aus seinem Leben, Peter reflektiert und pointiert, stellt sich als Mensch dar, weniger als Künstler, der schimmert aber immer wieder kräftig durch, er erklärt und resümiert, auch über seine Todeserfahrung, irgendwie „spooky“, aber immer mit seinem gewissen hintergründigen Lächeln.
Ich habe aus diesen filmischen Puzzlesteinen, aus den vielen Files und Fotos versucht, das Material in eine konsequente Form zu bringen. Ich habe versucht, nichts zu erklären, habe eigenes Material – vor allem Filmmaterial zu unserer gemeinsamen Liebe Venedig – einfließen lassen.
Ein wesentlicher Teil des Films beschäftigt sich mit Peters Fotokunst. Ich habe eine Formsprache gewählt, die ich bei meinen eigenen Filmen anwende – die Verwacklungen und Unschärfen im Bildmaterial werden durch mannigfaltige Überblendungen ganz vorsichtig zu einem „Bildersturm“ mit entsprechenden Soundscapes entfesselt. Das ursprüngliche Bildmaterial wurde dabei nicht manipuliert, trotzdem nimmt man durch diesen Eingriff Peters Bilderwelt ganz anders wahr, quasi wieder ein solcher Blick von der anderen Seite.
Schlussendlich entstand ein kurzer persönlicher Essay über den Menschen Peter Hassmann, den ich von früher nur als Monolith kannte und den ich jetzt als Künstler und Freund eine gewisse Wegstrecke begleiten durfte.
Danke Peter und All the Best! Nov/Dez 2023